„Designboden“ & „wohngesund“: Greenwashing & Marketingsprech für angebliche Naturböden


In der Welt der Inneneinrichtung hat sich der Begriff „Designboden“ fest etabliert und wird auf Social-Media-Plattformen wie Instagram und Pinterest intensiv beworben. Auch der Begriff „Bio-Designboden“ taucht immer häufiger auf, suggerierend, dass es sich um umweltfreundliche Naturböden aus Holz und Kork handelt. Doch hinter dieser Fassade verbirgt sich meist ein Kern aus Kunststoff, was die Frage aufwirft, ob diese Wortneuschöpfungen nicht schlichtweg ein geschicktes Marketinginstrument und eine Form des Greenwashings sind.

Designböden zeichnen sich durch ihren mehrschichtigen Aufbau aus, wobei die oberste Schicht eine dekorative Oberfläche ist, die natürliche Materialien wie Holz oder Stein imitiert. Darunter liegt eine Trägerschicht aus Kunststoff, die dem Boden Stabilität und Langlebigkeit verleiht. Diese Böden werden oft als „Bio“ oder „natürlich“ beworben, obwohl sie größtenteils aus synthetischen Materialien bestehen. Dies wirft ein kritisches Licht auf die Werbepraktiken der Hersteller, die durch solche Bezeichnungen ein nachhaltiges Image vermitteln wollen, das in vielen Fällen nicht der Realität entspricht.

Ein wichtiger Aspekt in diesem Kontext ist der Begriff „wohngesund“. Dieser wird oft verwendet, um Produkte zu beschreiben, die keine gesundheitsschädlichen Emissionen abgeben und somit ein gesundes Raumklima fördern. Bei Designböden aus Kunststoff bedeutet dies meist, dass sie phthalatfrei (sogenannte Phthalate werden als Weichmacher für Kunststoffe eingesetzt) und emissionsarm sind. Doch selbst wenn solche Böden diese Kriterien erfüllen, bleibt die Frage, wie nachhaltig ein Produkt wirklich sein kann, das überwiegend aus Kunststoff besteht und auf petrochemischen Rohstoffen basiert.

Das Phänomen, dass Böden, die nur einen minimalen Anteil an natürlichen Materialien wie Kork oder Holz enthalten, als nachhaltig beworben werden, ist ein klares Beispiel für Greenwashing. Hierbei handelt es sich um eine Marketingstrategie, bei der Unternehmen versuchen, ihre Produkte umweltfreundlicher darzustellen, als sie tatsächlich sind. Ein Boden, der beispielsweise nur 1% Kork enthält, wird oft als „natürlich“ oder „ökologisch“ vermarktet, obwohl der überwiegende Teil des Produkts aus Kunststoff besteht. Diese Praxis ist nicht nur irreführend, sondern untergräbt auch das Vertrauen der Verbraucher in echte nachhaltige Produkte.

Kunststoffböden bieten zweifellos einige Vorteile. Sie sind robust, widerstandsfähig gegen Feuchtigkeit und einfach zu reinigen, was sie ideal für stark frequentierte Bereiche wie Küchen und Flure macht. Sie sind zudem kostengünstiger als Echtholz- oder Korkböden und in einer Vielzahl von Designs erhältlich, die täuschend echt wirken. Doch die Nachteile sind ebenfalls erheblich: Die Herstellung von Kunststoffböden erfordert fossile Rohstoffe, und ihre Entsorgung stellt ein Umweltproblem dar, da sie schwer abbaubar sind. Zudem können sie gesundheitsschädliche Chemikalien enthalten, auch wenn viele moderne Varianten auf solche Stoffe verzichten.

Holzböden hingegen bieten eine natürliche und warme Ästhetik, die viele Menschen schätzen. Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und bei nachhaltiger Bewirtschaftung eine umweltfreundliche Wahl. Holzböden sind langlebig und können bei Beschädigung abgeschliffen und neu versiegelt werden, was ihre Lebensdauer verlängert. Sie sind jedoch empfindlicher gegenüber Feuchtigkeit und Kratzern und erfordern regelmäßige Pflege.

Korkböden, die aus der Rinde der Korkeiche gewonnen werden, sind ebenfalls eine umweltfreundliche Option. Kork ist ein erneuerbares Material, das geerntet wird, ohne den Baum zu fällen. Korkböden sind weich und elastisch, was sie angenehm zum Gehen und Stehen macht. Sie bieten zudem gute Wärme- und Schalldämmeigenschaften. Allerdings sind sie anfälliger für Abnutzung und erfordern eine spezielle Pflege, um ihre Haltbarkeit zu gewährleisten.

Insgesamt zeigt sich, dass der Begriff „Designboden“ oft mehr Marketing als Substanz bietet. Verbraucher sollten kritisch hinterfragen, was sich hinter den Versprechen von Nachhaltigkeit und Natürlichkeit verbirgt. Eine fundierte Entscheidung für den passenden Bodenbelag sollte nicht nur auf ästhetischen Vorlieben basieren, sondern auch ökologische und gesundheitliche Aspekte berücksichtigen. Transparenz und Ehrlichkeit sind entscheidend, um eine gerechtere und nachhaltigere Welt zu fördern. In einer Zeit, in der Aufklärung und Bildung im Vordergrund stehen, ist es unsere Verantwortung, durch bewusste Entscheidungen einen positiven Beitrag zu leisten.


Q&A zum Thema Designboden

Wie erkennen Verbraucher*innen echte nachhaltige und wohngesunde Bodenbeläge?

Verbraucher*innen können nachhaltige und wohngesunde Bodenbeläge durch bestimmte Zertifikate und unabhängige Prüfungen erkennen. Wichtige Zertifikate sind das FSC-Siegel (Forest Stewardship Council) für Holzprodukte, das PEFC-Siegel (Programme for the Endorsement of Forest Certification) und das EU-Ecolabel. Für wohngesunde Produkte sind Labels wie der Blaue Engel, das GREENGUARD-Zertifikat und das TÜV-Siegel relevant. Diese Zertifikate garantieren, dass die Produkte umweltfreundlich hergestellt wurden und keine schädlichen Emissionen abgeben.

Welche Alternativen zu Kunststoffböden gibt es, die sowohl robust als auch umweltfreundlich sind?

Es gibt mehrere Alternativen zu Kunststoffböden, die sowohl robust als auch umweltfreundlich sind. Eine beliebte Option ist Linoleum, das aus natürlichen Materialien wie Leinöl, Holzmehl, Kalkstein, Jute und Harz hergestellt wird. Linoleum ist langlebig, pflegeleicht und biologisch abbaubar. Auch Bambusböden sind eine gute Alternative, da Bambus schnell nachwächst und sehr strapazierfähig ist. Weitere Alternativen sind Korkböden, die aus der Rinde der Korkeiche gewonnen werden, und Holzverbundwerkstoffe, die recycelte Holzfasern mit natürlichen Harzen kombinieren.

Wie beeinflusst die Entsorgung von Kunststoffböden die Umwelt langfristig?

Die Entsorgung von Kunststoffböden stellt ein erhebliches Umweltproblem dar, da diese Böden schwer abbaubar sind und oft in Deponien landen, wo sie jahrzehntelang verbleiben können. Kunststoffböden können auch Mikroplastik freisetzen, das in die Umwelt gelangt und Ökosysteme schädigt. Die Verbrennung von Kunststoffböden in Müllverbrennungsanlagen kann giftige Dämpfe freisetzen. Recyclingprogramme für Kunststoffböden sind noch nicht weit verbreitet, aber einige Hersteller bieten Rücknahmeprogramme an, um die Böden zu recyceln und in neuen Produkten zu verwenden.

Welche gesundheitlichen Risiken sind mit den verschiedenen Bodenbelägen verbunden?

Verschiedene Bodenbeläge können unterschiedliche gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Kunststoffböden können Weichmacher wie Phthalate enthalten, die hormonell wirksam sein können und mit gesundheitlichen Problemen wie Asthma und Allergien in Verbindung gebracht werden. Einige Bodenbeläge können flüchtige organische Verbindungen (VOCs) abgeben, die die Raumluftqualität beeinträchtigen und Kopfschmerzen, Schwindel und Atemwegsprobleme verursachen können. Wohngesunde Alternativen wie zertifizierte Holz-, Kork- und Linoleumböden geben deutlich weniger schädliche Emissionen ab.

Wie können Verbraucher*innen ihre Kaufentscheidungen besser informieren und kritisch hinterfragen?

Verbraucher*innen können ihre Kaufentscheidungen kritisch hinterfragen, indem sie gründlich recherchieren und sich über die Herkunft und Zusammensetzung der Produkte informieren. Es ist ratsam, unabhängige Tests und Bewertungen zu konsultieren sowie sich über die Zertifikate und Siegel zu informieren, die ein Produkt trägt. Direkte Fragen an Hersteller und Verkäufer nach der genauen Materialzusammensetzung und den Umweltstandards der Produkte können ebenfalls hilfreich sein. Verbraucherorganisationen und Online-Foren bieten oft wertvolle Informationen und Erfahrungen anderer Käufer, die bei der Entscheidungsfindung unterstützen können.